Adnexitis: Entzündung von Eileitern und Eierstöcken

Als Adnexitis bezeichnen Mediziner eine Entzündung von Eileitern und Eierstöcken. Ursache ist meistens eine bakterielle Infektion. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt: Denn die verzögerte Behandlung einer kombinierten Entzündung von Eierstöcken und Eileitern kann schwerwiegende Komplikationen verursachen. Lesen Sie, wie Sie eine Adnexitis erkennen und was Sie tun können, um sich und andere vor den Folgen der Infektion zu schützen.

Synonyme

Oophorosalpingitis, Pelvic Inflammatory Disease,

Überblick: Was ist eine Adnexitis?

Adnexitis

In der Gynäkologie werden Eileiter und Eierstöcke als Adnexe (Anhangsgebilde der weiblichen Urogenitalregion) bezeichnet. Als Adnexitis bezeichnen Mediziner klassischerweise die gleichzeitige Entzündung von Eileitern und Eierstöcken. Alleinige Entzündungen der Eileiter nennen Mediziner Salpingitis. Eine Entzündung, die auf die Eierstöcke begrenzt ist, wird als Oophoritis bezeichnet. Isolierte Entzündungen der Eierstöcke kommen allerdings in der Praxis kaum vor.

Adnexitis in Stichworten

  • Vorkommen: Junge und sexuell aktive Frauen zwischen 15 und 25 Jahren sind am häufigsten betroffen.
  • Ursache: Adnexitis ist fast immer eine bakterielle Infektion. Die Bakterien werden in der Regel sexuell übertragen.
  • Behandlung: Akute Adnexitis wird medikamentös mit Antibiotika behandelt. Chronische Adnexitis erfordert mitunter einen operativen Eingriff, bei dem Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter ganz oder teilweise entfernt werden.
  • Komplikationen: Adnexitis kann schwer verlaufen und lebensgefährliche Infektionen wie eine Bauchfellentzündung oder einen Darmverschluss verursachen. Auch Unfruchtbarkeit und chronische Schmerzen sind mögliche Folgen.
  • Prognose: Bei rechtzeitiger Behandlung heilen akute Adnexitiden in der Regel folgenlos ab.
  • Vorbeugung: Wie bei anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen lässt sich Adnexitis durch den Gebrauch von Kondomen oder Femidomen (Frauenkondom) vermeiden.

Unterschied Adnexitis und Pelvic Inflammatory Disease

In jüngerer Vergangenheit setzt sich in der medizinischen Sprache auch das Englische Pelvic Inflammatory Disease (PID) als Begriff für Adnexitis durch. Allerdings beschreibt das Krankheitsbild PID eine umfassendere Symptomatik, nämlich schwerwiegende Entzündungen mehrerer weiblicher Geschlechtsorgane wie Gebärmutterhalsentzündungen (Zervizitis) und Gebärmutterschleimhautentzündungen (Endometritis). In sehr schweren Fällen der Pelvic Inflammatory Disease ist auch das Bauchfell (Peritoneum) entzündet.

Symptome: Wie erkennt man Adnexitis?

Es lässt sich nicht vorhersagen, wie eine Eileiterentzündung sich im Einzelfall bemerkbar macht. Vielmehr können Adnexitiden mit heftigen Beschwerden einhergehen oder so gut wie ohne Symptome verlaufen. Als Faustregel gilt: Akute Entzündungen der Adnexe verlaufen meist mit deutlichen Symptomen, chronische Entzündungen können dagegen nur diffuse Symptome hervorrufen oder auch unbemerkt bleiben.

Wie fühlt sich eine Eileiterentzündung an?

Akute Entzündungen der Eileiter und der Eierstöcke gehen mit vielfältigen Symptomen einher. Dazu zählen:

  • Schmerzen im Unterbauch (häufig in den Tagen vor oder nach der Menstruation)
  • Aufgeblähter Bauch
  • Harte, gespannte Bauchdecke
  • Allgemeines Unwohlsein
  • Erhöhte Temperatur
  • Fieber
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Eitriger Ausfluss
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Zwischenblutungen
  • Schmerzhafter Gebärmutterhals bei gynäkologischer Untersuchung

Wird eine akute Entzündung nicht konsequent behandelt, kann sie chronisch werden. Eine chronische Adnexitis ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:

  • Wiederkehrende dumpfe Unterbauchschmerzen von unterschiedlicher Intensität
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Rückenschmerzen
  • Verstopfung
  • Blähungen
  • Unregelmäßige Regelblutung (Zyklusstörungen)
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit (Fatigue)

Ist eine Eileiterentzündung gefährlich?

Eierstock- und Eileiterentzündungen können unbehandelt lebensgefährlich verlaufen. Mögliche Anzeichen für eine schwer verlaufende akute Adnexitis sind plötzlich einsetzende heftige Bauch- oder Unterleibsschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und ein harter, aufgeblähter Bauch. Diese Symptome bezeichnen Mediziner als akutes Abdomen. Das akute Abdomen ist ein medizinischer Notfall, der verschiedene Ursachen haben kann. Er erfordert aber immer eine sofortige Behandlung. Bei einem entsprechenden Verdacht sollten Sie den Rettungsdienst rufen.

Schwere seltene Komplikation von Adnexitis sind Bauchfellentzündungen (Peritonitis) und Darmverschlüsse (Ileus). Unter besonders ungünstigen Umständen gelangen Adnexitis-Erreger in die Blutlaufbahn und lösen eine Blutvergiftung (Sepsis) aus.

Adnexitis: Häufigkeit

Zur Krankheitshäufigkeit der Adnexitis in Deutschland liegen keine genauen Zahlen vor. Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich etwa ein Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter an einer Adnexitis erkrankt. Besonders häufig sind kombinierte Entzündungen von Eierstöcken und Eileitern bei jungen und sexuell aktiven Frauen. Der Altersgipfel, also die Altersgruppe mit der höchsten Rate nachgewiesener Eileiter- und Eierstockentzündungen, liegt bei 15 bis 25 Jahren. Mit zunehmendem Alter sinkt die Wahrscheinlichkeit, an Adnexitis zu erkranken.

Ursachen: Wie kommt es zu einer Adnexitis?

Die Ursache von Adnexitis ist in den meisten Fällen eine sogenannte aufsteigende (aszendierende) bakterielle Infektion. Das bedeutet, dass die Bakterien sich aus der Scheide (Vagina) über die Gebärmutter (Uterus) bis zu den Adnexen hin ausbreiten. Breiten sich Krankheitserreger dagegen aus umliegenden Organen wie dem Dickdarm (Kolon) oder dem Blinddarm (Appendix) auf die Adnexe aus, handelt es sich um eine absteigende (deszendierende) Infektion. Selten kommt es auch zu einer Erregerausbreitung über das Blut (hämatogene Infektion).

Welche Erreger verursachen Adnexitis?

Häufigste Erreger von Eileiter- und Eierstockentzündungen sind Chlamydien (Chlamydia trachomatis) und Gonokokken (Neisseria gonorrhoeae: Erreger von Tripper). Sie machen bis zur Hälfte der Fälle aus. Grundsätzlich kommen aber alle in der Vagina natürlicherweise vorkommenden Organismen als Auslöser einer Adnexitis infrage. Dazu zählen etwa:

Oft lassen sich mehrere Keime nachweisen (Mischinfektion). In rund 30 Prozent aller Fälle ist kein eindeutiger Erregernachweis möglich.

In sehr seltenen Fällen kann eine Infektion mit dem Erreger der Tuberkulose, Mycobacterium tuberculosis, eine Adnexitis verursachen. Die Infektion erfolgt dann typischerweise über den Blutweg.

Risikofaktoren: Was begünstigt Adnexitis?

Verschiedene Faktoren begünstigen das Entstehen einer Adnexitis. Dazu zählen vor allem:

  • Häufig wechselnde Geschlechtspartner oder neue/r Geschlechtspartner
  • Junges Alter (unter 25 Jahren)
  • Bakterielle Vaginose (bakterielle Infektion der Scheide)
  • Schleimhautveränderungen im Gebärmutterhals oder in der Gebärmutter
  • Von der Scheide ausgehende medizinische Eingriffe wie das Einlegen einer Spirale oder eine Gebärmutterausschabung (Kürettage)
  • Menstruation
  • Unbehandelte Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Rauchen (schädigt die Barrierefunktion der Gebärmutterschleimhaut)
  • Frühere Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten

Adnexitis: Diagnose und Untersuchung

Um eine Adnexitis festzustellen, fragen Ärzte zunächst nach den aktuellen Beschwerden und nach Risikofaktoren, die Entzündungen der Adnexe begünstigen können. Anschließend findet eine gynäkologische Untersuchung statt, bei der ein Abstrich aus der Scheide und rund um den Gebärmutterhals entnommen wird. Das Abstrichpräparat wird danach im Labor auf Bakterien untersucht.

Mittels Ultraschalluntersuchung lassen sich Auffälligkeiten an Eileitern, Eierstöcken und umliegenden Strukturen feststellen. Durch eine Untersuchung von Blut und Harn können zusätzliche Informationen über die Art der Erreger und den Verlauf der Entzündung gewonnen werden.

Besteht der Verdacht auf eine schwerwiegende Infektion, ist manchmal eine Spiegelung der Bauchhöhle (Laparoskopie) notwendig. Diese Untersuchungstechnik ermöglicht eine direkte Beurteilung der beteiligten Organe. Sie erfolgt unter Narkose, in der Regel ist ein kurzer Krankenhausaufenthalt notwendig.

Behandlung: Was tun bei Adnexitis?

Die Behandlung von Adnexitis ist in den allermeisten Fällen sehr unkompliziert – mit Bettruhe, Antibiotika und Schmerzmitteln bei Bedarf.

Was hilft gegen akute Adnexitis?

In der Regel werden Ärzte gegen akute Adnexitis zunächst ein Breitbandantibiotikum aus den Wirkstoffgruppen der  Cephalosporine oder Tetrazykline verordnen, seltener auch Metronidazole. Wenn das auslösende Bakterium sich in den Laboruntersuchungen identifizieren lässt, können spezifischere Antibiotika eingesetzt werden, beispielsweise gegen Chlamydien (Chlamydia trachomatis), Gonokokken (Neisseria gonorrhoeae) oder Haemophilus influenzae.

Wenn Adnexitiden Schmerzen verursachen, sind entzündungshemmende Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antiphlogistika wie Acetylsalicylsäure (Aspirin), Diclofenac oder Ibuprofen gut geeignet.

In schweren Fällen kann eine intravenöse Gabe der Schmerzmittel erforderlich sein.

Ganz wichtig: Wie bei allen anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen sollten Sexualpartner ebenfalls mit Antibiotika behandelt werden, um eine neue aufsteigende Infektion von Eierstöcken und Eileitern durch die Vagina zu vermeiden.

Komplikationen bei Adnexitis behandeln

Manchmal ist bei Adnexitis eine stationäre Aufnahme in einem Krankenhaus sinnvoll, um Komplikationen zu vermeiden oder schnell zu behandeln.

Die vorbeugende stationäre Aufnahme ist sinnvoll unter folgenden Umständen:

  • Anhaltendes oder hohes Fieber
  • Schwangerschaft
  • Wenn eine Antibiotikatherapie nicht innerhalb einiger Tage Wirkung zeigt
  • Bei unklarer Diagnose
  • Bei ausgedehnten Entzündungen des umliegenden Gewebes oder von Organen

OP bei Adnexitis

Ein operativer Eingriff kann notwendig sein, wenn die medikamentöse Antibiotika-Therapie nicht anschlägt oder Komplikationen wie Symptome des akuten Abdomens auftreten:

Manchmal bilden sich im Verlauf einer Adnexitis außerdem Abszesse (Eiteransammlungen) im sogenannten Douglas-Raum (Raum zwischen Gebärmutter und Enddarm). Ein Douglas-Abszess kann mittels Punktion entfernt werden.

Bei sehr starken Beschwerden durch eine chronische Adnexitis ist manchmal ein größerer Eingriff notwendig. Je nach Ausdehnung und Beschwerdebild werden dabei einzelne oder beide Eileiter, Eierstöcke und mitunter auch die Gebärmutter entfernt.

Prognose: Wie lange dauert eine Adnexitis?

Bei rechtzeitiger und konsequenter Behandlung heilt eine bakterielle Adnexitis meist innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig aus. Schwere Infektionen, die nicht ausreichend behandelt werden, können jedoch zu Verklebungen der Eileiter und in der Folge zu Unfruchtbarkeit führen. Je öfter eine Frau an Adnexitis erkrankt, umso höher ist das Risiko für Unfruchtbarkeit und anhaltende Unterleibsschmerzen.

Vorbeugung

Eine gute Intimhygiene hilft, Infektionen im Genitalbereich zu verhindern. Besonders gut geeignet sind pH-neutrale Waschlotionen und klares Wasser. Seife eignet sich dagegen nicht: Sie kann die natürliche Besiedelung der Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen, was Infektionen begünstigt.

Die Verwendung von Kondomen schützt vor zahlreichen sexuell übertragbaren Krankheiten und damit auch vor Infektionen der Scheide, die häufigster Auslöser einer Adnexitis sind.

Der Verzicht auf Tabakrauchen kann ebenfalls dazu beitragen, einer Adnexitis vorzubeugen: Rauchen schädigt die Schleimhäute und zerstört damit natürliche Barrieren, die vor Infektionen schützen.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 16.08.2023

Quelle:
  1. National Library of Medicine: Pelvic Inflammatory Disease
  2. Bundesverband der Frauenärzte: Adnexitis – Salpingitis - Pelvic Inflammatory Disease
  3. MSD-Manuals: Adnexitis (PID)
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