Medikamente und Arzneiformen

Was ist ein Medikament? Welche Arzneiformen gibt es und wie werden Sie angewendet? Was steht in der Packungsbeilage? Hier finden Sie die Antworten.

Was ist ein Medikament ?

Arten von Medikamenten

Medikamente oder Arzneimittel sind Stoffe, die dazu bestimmt sind, Krankheiten oder krankhafte Beschwerden zu heilen, zu lindern, zu verhüten oder zu erkennen. Die Selbstbehandlung mit Arzneimitteln nennt man Selbstmedikation. Hierbei wählt der Patient ohne Rezept mit Hilfe eines beratenden Apothekers sein Medikament selbst aus.
Dabei gelten folgende Regeln:

  • Vor der Therapie versuchen, die Ursachen herauszufinden.
  • Bei erstmaligen Beschwerden sehr zurückhaltend mit Selbstmedikation umgehen.
  • Nicht auf jede Empfehlung von Nachbarn, Bekannten usw. hören.
  • Selbstmedikation nur kurzfristig anwenden.
  • Nicht alles "Pflanzliche" und "Natürliche" ist unschädlich.

Bei allen ernsthaften oder chronischen Erkrankungen oder wenn die Selbstmedikation erfolglos bleibt, ist der Gang zum Arzt unumgänglich!

Welche Arzneiformen gibt es?

Medikamente werden nach innerer und äußerer Anwendung unterschieden.

Innerliche Arzneimittel, flüssig

Zum innerlichen Gebrauch gibt es flüssige und feste Arzneiformen. Der Vorteil von Flüssigkeiten (z.B. Tropfen oder Säfte) ist ihr schneller Wirkungseintritt und die einfache Einnahme. Säfte werden von Kindern gern genommen, weil sie gesüßt sind. Außerdem enthalten sie keinen Alkohol (als Lösungsmittel für die Wirkstoffe). Eine weitere Gruppe von Patienten, für die flüssige Arzneimittel von Vorteil sein können, sind sehr alte oder sehr kranke Menschen, deren Schluckfähigkeit eingeschränkt ist.

Um den Geschmack von Tropfen zu verbessern, können sie mit Wasser oder Saft verdünnt oder auf etwas Zucker eingenommen werden. Heiße Getränke z.B. Tee, sind nicht zum Verdünnen geeignet, da durch die Wärme die Wirkstoffe beeinträchtigt werden können.

Innerliche Arzneimittel, fest

Gründe, die für die Einnahme von festen Arzneimitteln (z. B. Tabletten, Kapseln, Dragees) sprechen, sind die einfache Handhabung, das platzsparende Mitführen der Packungen unterwegs und vor allem die Genauigkeit der Dosierung. Dies ist sehr wichtig, denn bei Unterdosierung besteht die Gefahr, daß keine ausreichende Wirkung erzielt wird und bei Überdosierung können vermehrt unerwünschte Nebenwirkungen oder sogar Vergiftungserscheinungen auftreten. Tabletten, Filmtabletten, Dragees und Kapseln unterscheiden sich nicht nur im Aussehen, sondern auch im Wirkungseintritt und der Wirkdauer.

Tabletten zerfallen im Körper am schnellsten und setzen rasch ihren Wirkstoff frei. Schmerzmittel werden daher oft in Tablettenform hergestellt, um einen schnellen Wirkungseintritt zu gewährleisten. Tabletten werden schon im Magen zersetzt und über die Magenschleimhaut resorbiert, d.h. in die Blutbahn aufgenommen. Um die Wirkung einer Tablette zu verlängern, wurden von der Pharmaindustrie Retard- oder Depotformen von Medikamenten entwickelt. Durch bestimmte Verfahren, z. B. Tablettenzusätze oder -überzüge, stellen Retardtabletten, Retardkapseln oder Retarddragees einen kleinen Arzneimittelvorrat im Körper dar, der nach und nach freigegeben wird, was eine konstante Wirkung über mehrere Stunden gewährleistet. Das ist ein wichtiger Vorteil bei den Medikamenten, die regelmäßig über den Tag verteilt genommen werden müssen, z. B. bei Herzmitteln und bei Medikamenten gegen hohen Blutdruck. Der Patient braucht seine Medizin dann z. B. nur einmal pro Tag zu nehmen und hat 24 Stunden eine garantierte und gleichbleibende Wirkung des Medikamentes.

Tabletten, Dragees oder Kapseln können auch magensaftresistent überzogen sein. Diese Präparate werden nicht im Magen zersetzt, sondern sie gelangen unbeschädigt durch die Magensäure in den oberen Teil des Dünndarms. Hier können sie dann in die Blutbahn resorbiert werden. Dieses Prinzip wird oft, bei empfindlichen Wirkstoffen, z.B. solchen mit Eiweißen oder Enzymen, angewendet. Außerdem werden Wirkstoffe, die die Magenschleimhaut angreifen können, auf diese Weise "unter Verschluß" gehalten, bis sie im weniger empfindlichen Dünndarm angelangt sind.

Überzogene Dragees und Filmtabletten lassen sich gut schlucken durch ihre glatte Oberfläche, ebenso Kapseln mit ihrer glatten Hülle aus Gelatine. Alle festen Arzneiformen sollten möglichst in aufrechter Haltung (nicht im Liegen) eingenommen werden, da sie dann am besten durch die Speiseröhre gleiten.

Eine andere feste Arzneiform sind Brausetabletten, die die Vorteile der festen und flüssigen Form in sich vereinigen. Besonders wichtig ist dabei, daß mit Brausetabletten eine sehr schnelle Wirkung erzielt werden kann, da der Wirkstoff bereits in gelöster Form in den Körper gelangt. Als Brausetabletten sind z.B. Vitaminpräparate und Schmerzmittel, Husten- und Grippemittel im Handel. Zum Teil sind sie durch den Zusatz von Fruchtaromen wohlschmeckend und werden deshalb von Kindern gerne akzeptiert. Wichtig ist die Einnahme mit ausreichend Flüssigkeit.

Äußerliche Arzneiformen

Medikamente zur äußerlichen Anwendung sind Salben, Pasten, Cremes, Gele, Lösungen und Sprays. Auch Zäpfchen zahlen zu dieser Gruppe.

Salben haben gegenüber Cremes einen höheren Fettanteil und eine zähere Konsistenz. Gängige Salbengrundlagen sind Vaseline, Kakaobutter oder Lanolin. Viele Wund- und Heilsalben haben eine fettige Grundlage, die bewirkt, daß sie auf der Wunde verbleiben und nicht einziehen. Somit wird dieser Bereich geschützt und die Heilung gefördert. Salben werden auch da eingesetzt, wo ein "Weichmacher"-Effekt erwünscht ist, z.B. bei Schälsalben für die Fußhornhaut.

Cremes haben einen höheren Anteil an Wasser als Salben, dringen besser in die Haut ein und lassen sich angenehm leicht verstreichen (eine typische Cremegrundlage ist Eucerin). Dadurch eignen sie sich sehr gut für medizinische Pflegeprodukte.

Bei Lotionen ist der Wasseranteil nochmals deutlich erhöht, wodurch sie sich gut auf der Körperoberfläche verteilen lassen, auch an behaarten Körperstellen. Sie ziehen besonders rasch in die Haut ein und müssen kaum Zerrieben werden. Deshalb sind sie bei stark gereizter und geröteter Haut, z.B. bei Allergien oder Sonnenbrand, besonders empfehlenswert.
 
Fettfreie Gele werden bei Hautirritationen wie Sonnenbrand, Verbrennungen, Insektenstichen und allergischen Reaktionen durch ihre leicht kühlende Wirkung als wohltuend empfunden. Außerdem enthalten Gele im Gegensatz zu Cremes und Lotionen keine Emulgatoren und Konservierungsstoffe, was einen besonderen Vorteil für allergieempfindliche Menschen darstellt.
Äußerlich können auch viele Arten von Lösungen angewendet werden, mit dem Vorteil, daß sie nicht kleben oder fetten und gut einziehen.

Sprays erleichtern die Anwendung einer flüssigen Form, insbesondere auf größeren Körperflächen, z.B. Eissprays bei Sportverletzungen, Sprays zur Insektenabwehr oder Sprühverbände.

Eine weitere wichtige Arzneiform sind Zäpfchen (Suppositorien), die rektal (im After) angewendet werden oder Vaginalzäpfchen, die in die Scheide eingeführt werden. Diese Arzneiformen haben den Vorteil, daß der Wirkstoff nicht durch den Magen und den Dünndarm transportiert wird, sondern über die Schleimhaut im Rektal-bzw. Vaginalbereich aufgenommen wird. Zäpfchen eignen sich gut zur Anwendung bei Säuglingen, bei Patienten mit Neigung zum Erbrechen oder bei magenempfindlichen Personen. Zäpfchen werden häufig mit systemischer Wirkung (den ganzen Körper betreffend) angewendet, z.B. Rheumamittel, Schmerzmittel. Ausschließlich lokale Wirkung haben Hämorrhoidal- und Vaginalzäpfchen.

Vaginalzäpfchen werden am besten im Liegen, direkt vor dem Schlafengehen angewendet, weil dann die nötige Verweildauer des Zäpfchens am Wirkort eher gewährleistet ist.

Äußerliche Arzneiformen für Auge, Nase, Ohr

Augentropfen werden steril hergestellt und dürfen nach dem Öffnen der Flasche nur 4 bis maximal 6 Wochen benutzt werden, da danach die Keimfreiheit der Lösung nicht mehr garantiert werden kann. Augentropfen gibt es auch in Einzeldosen, wobei der Nachteil der kurzen Haltbarkeit entfällt. Außerdem ist bei dieser geringen Menge kein Zusatz von Konservierungsstoffen nötig, ein besonderer Vorteil für Allergiker. Pro Anwendung genügt ein Tropfen in das erkrankte Auge, mehr kann nicht aufgenommen werden. Die Anwendung gelingt am besten bei zurückgeneigtem Kopf und weit geöffnetem Auge.

Bei Augensalben am besten einen ca. 1 cm langen Salbenstrang in den Bindehautsack einlegen. Dazu wird das untere Lid mit dem Finger etwas heruntergezogen.

Nasentropfen sollen bei nach hinten gelegtem Kopf eingetropft werden (nicht mehr als 2 Tropfen pro Nasenloch). Nach dem Einträufeln den Kopf nach vorne beugen. So verteilen sich die Nasentropfen am besten und laufen nicht in den Rachen. Nasensprays sind hygienischer als Nasentropfen und praktischer in der Anwendung. Bei Dosiersprays erreicht man eine hohe Dosiergenauigkeit über die Dosiereinrichtung, die eine immer gleiche Wirkstoffmenge sowie schnelle Anwendung garantiert Das ist besonders bei Kindern vorteilhaft.

Ohrentropfen werden meist auf öliger Basis hergestellt. Die Anwendung sollte bei seitlich geneigtem Kopf erfolgen, so daß sich die Flüssigkeit langsam verteilen kann. Ohrentropfen dürfen nicht zu kalt angewendet werden, da es sonst zu einem unangenehmen Gefühl im Ohr kommen kann.

 

Was steht in der Packungsbeilage ?

Da bei der Einnahme von Medikamenten dem Nutzen auch immer ein gewisses Risiko gegenübersteht, sollten Sie sich in jedem Fall vom Arzt oder Apotheker gut beraten lassen. Das gilt ebenso für Anwendungsdauer, -häufigkeit und Dosierung. Zusätzlich können Sie sich auch selbst durch genaues Lesen der Packungsbeilage über das entsprechende Medikament informieren.
Der Inhalt und Aufbau der Packungsbeilage ist genau festgelegt, z.B. müssen alle Nebenwirkungen aufgeführt werden, auch die nur äußerst seltenen.
Die Tabelle gibt Ihnen Auskunft, was die Häufigkeitsangaben bei den Nebenwirkungen bedeuten:

  • häufig = mehr als 10%
  • gelegentlich = 1 - 10%
  • selten = weniger als 1%
  • sehr selten = weniger als 0, 1 %
  • Einzelfälle = Einzelfallmeldungen, noch nicht auswertbar

Unbedingt müssen Sie die Rubrik der Gegenanzeigen (Kontraindikationen) beachten. Hier wird angezeigt, wann ein Medikament unter keinen Umständen genommen werden darf. So stellt beispielsweise eine Schwangerschaft oder eine eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion eine Gegenanzeige für bestimmte Arzneimittel, wie z.B. starke Schmerzmittel dar. Falls Sie mehrere Medikamente zugleich einnehmen, muß vorher sichergestellt sein, daß sich diese nicht wechselseitig negativ beeinflussen, d.h. sich gegenseitig abschwächen oder verstärken. Dies gilt auch für Nahrungs- und Genußmittel (Kaffee, Zigaretten und Alkohol).

Nehmen Sie mehrere Medikamente ein, müssen Sie also auch den Punkt Wechselwirkungen" in der Packungsbeilage lesen. Egal, ob Ihr Medikament durch den Arzt verordnet wurde oder ob Sie es selbst ausgesucht haben, Sie sollten sich gut darüber informieren. Je mehr Informationen Sie haben, desto gezielter und sicherer können Sie Ihre Medikamente einsetzen. Ärzte und Apotheker sind dabei Ihre wichtigsten Ansprechpartner. Verlassen Sie sich nicht auf den Rat von Laien. Bei gleichen Beschwerden muß nicht das gleiche Medikament für jeden Patienten geeignet sein!

Autor: Redaktion Meine Gesundheit

Stand: 21.06.2018

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