Blasenkatheter - Anwendung & Pflege
Blasenkatheter werden in der Behandlung als auch in der Untersuchung verschiedener Krankheiten eingesetzt, um Urin aus dem Körper abzuleiten. Hier finden Sie Infos über Anwendung, Risiken, Pflege und das Legen von Blasenkathetern sowie über die verschiedenen Katheterarten.
Blasenkatheter sind künstlich hergestellte Schläuche, die dazu dienen, den Urin einmalig, vorübergehend oder dauerhaft aus dem Körper eines Patienten abzuleiten. Blasenkatheter kommen sowohl als Untersuchungsmethode (Diagnostik) als auch als Behandlungsmethode (Therapie) zum Einsatz. Anwendungsgebiete sind vor allem Erkrankungen der Nieren und Harnwege sowie Blasenentleerungsstörungen.
Anwendung von Blasenkathetern
Blasenkatheter zur Diagnose
Blasenkatheter werden mitunter zur Untersuchung und Diagnosefindung eingesetzt. So kann mit einer Katheterableitung die Harnausscheidung über 24 Stunden bilanziert werden. Menge und Konzentration des Urins geben dem Arzt Auskunft über die Nierenfunktion. Blasenkatheter können ebenfalls eingesetzt werden, wenn der Urin auf spezielle Krankheitskeime untersucht wird. Zudem werden Blasenkatheter verwendet, wenn die unteren Harnwege untersucht werden, zum Beispiel bei:
- Röntgen der Harnwege mit Kontrastmittel
- Restharnkontrolle (wie viel Urin nach dem vollständigen Wasserlassen in der Blase verbleibt)
- Urodynamik (Harnblasenfunktionsuntersuchung mit Drucksonden und Elektroden)
- Harnröhrenkalibrierung (Messung der Harnröhrenweite)
Blasenkatheter zur Therapie
- Blasenkatheter werden insbesondere zur Behandlung von Blasenentleerungsstörungen mit Harnverhalt oder großen verbleibenden Restharnmengen in der Blase nach dem Wasserlassen eingesetzt.
- Blasenkatheter müssen ebenfalls gelegt werden, wenn Tumoren oder andere Abflusshindernisse den Urinabgang beeinträchtigen. Ursache einer solchen Behinderung sind vor allem eine gutartige Prostatavergrößerung oder ein Prostatakarzinom.
- Ein künstlicher Urinabfluss ist auch bei Patienten mit einer Harnblasen(teil)entfernung, bewusstlosen Personen sowie Patienten, die eine rückenmarksnahe Anästhesie vor Operationen erhalten werden, notwendig.
- Auch Blasenspülungen oder Installationen von Medikamenten werden mittels Blasenkatheter vorgenommen. So kann es vorkommen, dass die Harnblase mit Blut- oder Blutgerinnseln gefüllt (sogenannte Blasentamponade) ist. Dann ist die Blasenentleerung erschwert bis unmöglich. Damit der Urin wieder ungehindert fließen kann, muss der Harnblaseninnenraum über einen Blasenkatheter gespült werden.
- Sehr selten werden Blasenkatheter auch zur Behandlung von Harninkontinenz eingesetzt. Aufgrund der hohen Infektionsgefahr sollten aber andere Inkontinenzmaterialien bevorzugt werden. Gebräuchlich sind weiterhin Einmalkatheter bei neurogenen Blasenentleerungsstörungen, zum Beispiel bei Querschnittslähmungen. Betroffene Personen katheterisieren sich dazu mehrmals am Tag selbst, um die Blase zu entleeren.
Anlage und Pflege von Blasenkathetern
Die Katheter können dabei auf zwei Wegen in die Blase gebracht werden, entweder über die Harnröhre (transurethral) oder direkt durch die Bauchdecke (suprapubisch). Unterschieden werden jeweils Einmalkatheter (zur einmaligen Benutzung) und Dauerkatheter, die über mehrere Tage in der Blase verweilen.
- Transurethrale Katheter (Harnröhrenkatheter) zum Dauergebrauch haben an ihrem Ende einen Ballon, der nach dem Einlegen gefüllt wird und verhindert, dass der Schlauch wieder herausrutscht. Transurethrale Dauerkatheter werden aufgrund der hohen Infektionsgefahr fast nur noch im Klinikbereich eingesetzt.
- Suprapubische Katheter (Bauchdeckenkatheter) lassen sich entweder mit einem Ballon fixieren oder werden durch eine Naht an der Bauchdecke befestigt. Wenn eine dauerhafte künstliche Urinableitung erforderlich ist, sind Bauchdeckenkatheter Mittel der Wahl.
Legen von transurethralen Kathetern
Bei jeder Katheterisierung durch die Harnröhre (transurethrale Katheterisierung) sollte auf ein keimfreies Arbeiten sowie den Einsatz von sterilen Handschuhen und Desinfektionsmitteln geachtet werden. Ein absolut sauberes Arbeiten ist unumgänglich, um eine Keimverschleppung in die Harnwege zu verhindern.
Nach der Desinfektion der Harnröhrenöffnung wird ein Gleitgel in die Harnröhre eingebracht. Das erleichtert einerseits das Ein- und Vorschieben des Katheters. Andererseits ist das Katheterisieren weniger schmerzhaft. Vor allem bei Männern sollte ausreichend Gleitgel verwendet werden. Verbleibt der Katheter in der Blase, wird er mittels spezieller Flüssigkeit (meist 10%ige Glycerin- oder 5%ige Kochsalzlösung) über einen Ballon geblockt. So kann der Katheter nicht aus der Blase herausrutschen. An den Katheter wird ein Kunststoffbeutel angeschlossen, in dem der Urin aufgefangen wird.
Für Patienten mit neurogenen Blasenentleerungsstörungen (zum Beispiel bei Querschnittslähmung), die sich selbst katheterisieren, gibt es spezielle Katheter-Sets für den mobilen Gebrauch. In dem Fall sind keine sterilen Handschuhe erforderlich, da der Katheter - ohne diesen zu berühren - aus der Verpackung heraus in die Harnblase eingeführt werden kann.
Legen von suprapubischen Kathetern
Suprapubische Blasenkatheter (Bauchdeckenkatheter) werden grundsätzlich vom Arzt unter sterilen Bedingungen eingeführt. Dafür wird zunächst die Harnblase über einen transurethralen Katheter gefüllt und sonografisch betrachtet. Anschließend wird etwa zwei Fingerbreit oberhalb des Schambeins ein örtliches Betäubungsmittel gespritzt. Jetzt kann der Arzt eine Hohlnadel bis zur Harnblase einführen. Über diese Hohlnadel wird der Katheter zur Blase vorgeschoben und mittels Ballon oder Hautnaht fixiert. Die Nadel wird entfernt und die Einstichstelle steril verbunden.
Blasenkatheterpflege
Die Umgebung von transurethralen Kathetern sollte täglich mit Wasser und einem schleimhautneutralen Desinfektionsmittel gereinigt werden. Suprapubische Katheter (Bauchdeckenkatheter) sind mit sterilen Pflastern oder Kompressen verbunden, ein Wechsel des Verbandes empfiehlt sich alle zwei bis drei Tage. Dauerkatheter können aufgrund der Infektionsgefahr nicht unbegrenzt in der Harnröhre verbleiben. Ein Wechsel von transurethralen Kathetern wird daher alle 2 bis 3 Wochen und von suprapubischen Kathetern (Bauchdeckenkathetern) alle 4 bis 5 Wochen empfohlen.
Probleme und Komplikationen bei Blasenkathetern
Mitunter kann es beim Umgang mit Blasenkathetern zu Problemen kommen. Dazu gehören vor allem Allergien gegen das Kathetermaterial und Verletzungen der Harnwege beim Legen eines Katheters. Beim Legen eines suprapubischen Katheters sind auch Verletzungen des Darms möglich. Seltener sind Blasenkrämpfe aufgrund des Fremdkörpers in der Harnblase. Die häufigsten Komplikationen beim Umgang mit Blasenkathetern sind aber Infektionen und Verstopfungen des Kunststoffschlauches.
Bei allen Anzeichen von Harnwegsinfektionen (wie Brennen, Schmerzen, Rötung oder Fieber) oder Einschiebeschwierigkeiten beim Katheterisieren sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dauerkatheterträger müssen zudem schnellstmöglich einen Arzt informieren, wenn über den Katheter kein Urin mehr nach außen abfließt. Trüber, flockiger und unangenehm riechender sowie blutiger Urin muss immer ärztlich untersucht werden.
Infektionsgefahr durch Katheter
Die häufigsten Probleme bei Blasenkathetern - insbesondere bei Dauerkathetern - sind Infektionen der Harnwege (Harnröhrenentzündungen, Harnblasenentzündungen), wobei sich beide gegenseitig begünstigen. Transurethrale Katheter sind besonders anfällig für Infektionen, weil die Harnröhre im Gegensatz zur Blase von Natur aus mit Keimen besiedelt ist, die sich am Katheter festsetzen und eine Entzündung auslösen können. Wenn feststeht, dass die Urinableitung von Dauer ist, empfiehlt sich daher die Anlage eines suprapubischen Katheters. Aber auch das schützt nicht vollständig vor Besiedlungen. Deshalb ist ein striktes weitestgehend keimfreies (aseptisches) Vorgehen beim Legen eines Blasenkatheters zwingend erforderlich.
Verstopfung von Kathetern
Viele Krankheitserreger, die Harnwegsinfektionen auslösen, sind in der Lage, Harnstoff aus dem Urin zu spalten. Dadurch steigt der ph-Wert des Urins an und der Harn wird kristallin. Die Kristalle lagern sich dann innen und außen am Katheter als Krusten an und sorgen dafür, daß der Katheter langsam verstopf. Zudem wird die äußere Oberfläche des Blasenkatheters uneben und scharfkantig. Etwa die Hälfte aller Patienten mit Dauerkathetern ist von derartigen Verkrustungen betroffen. Nicht selten wird dadurch ein Wechsel des Katheters erforderlich. Insbesondere bei transurethralen Kathetern ist diese Prozedur durch die verkrustete, unebene Katheteroberfläche schmerzhaft. Außerdem können die Kristalle die Schleimhaut der Harnröhre verletzen. Eine mögliche Folge sind narbige Verengungen der Harnröhrenschleimhaut. An solchen Stellen wiederum ist es für Keime leicht, sich festzusetzen und einen erneuten Infekt zu verursachen.
Vorbeugung vor Infektionen und Verstopfung
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Infektionen und Verstopfungen ist, viel zu trinken (nicht bei Erkrankungen, die eine Flüssigkeitsreduktion erfordern). Mindestens zwei bis drei Liter am Tag sollten es sein, am besten Wasser, Saftschorlen oder Tee. Dadurch verdünnen Sie den Urin und spülen viele Erreger aus. Ältere, hilfsbedürftige Menschen mit einem Blasenkatheter müssen immer wieder zum Trinken angehalten werden.
Um Infektionen und Verkrustungen vorzubeugen, empfiehlt es sich weiterhin, den ph-Wert des Urins zu senken. Dafür eignet sich beispielsweise der Genuss von Preiselbeersaft. Preiselbeeren enthalten Säuren, die den Urin ansäuern und den pH-Wert senken. Auch Säfte mit hohem Vitamin C-Gehalt, Essigwasser und Zitronensäure sind für diesen Zweck empfehlenswert. Bei bakteriellen Infektionen kann die Einnahme von Antibiotika (zum Beispiel Fosfomycin-Trometamol, Nitrofurantoin oder Trimethoprim/Sulfamethoxazol) erforderlich werden.
Blasenkatheter-Arten
Bis vor einigen Jahren waren Blasenkatheter überwiegend aus starrem Gummi. Inzwischen bestehen sie aus flexiblen Materialien wie Latex, PVC oder Silikon. Zudem gibt es moderne Blasenkatheter, die mit einer hydrophilen Beschichtung ummantelt sind. Diese sind deutlich gleitfähiger und somit besser in die Blase einzuführen. Einige Dauerkatheter-Modelle haben eine diamantartige Kohlenstoffbeschichtung. Diese Diamond-Like-Carbon-Ummantelung verringert bei längerem Liegen des Katheters eine Besiedlung mit Krankheitskeimen.
Blasenkatheter für verschiedene Zwecke
Bei Blasenkathetern gibt es verschiedene Bauarten. Am häufigsten werden heutzutage die der Baureihe Nelaton, Tiemann, Mercier und Foley verwendet. Etwas seltener werden Couvelaire-, Dufour- und Frohmüller-Katheter genommen. Zur Einmal-Katheterisierung wird zunehmend der relativ neue Stöhrer-Katheter eingesetzt.
Welcher Blasenkatheter gewählt wird, hängt von dem Verwendungszweck und vom Geschlecht der zu katheterisierenden Person ab. So gibt es Ein-, Zwei- und Dreiwege-Katheter (zum Blocken, Spülen und Entleeren der Harnblase), welche mit glatter oder gebogener Spitze sowie lange (für Männer) oder kurze (für Frauen) Katheter. Zudem gibt es Blasenkatheter ohne Öffnungen (sogenannte Bougies). Diese werden zum Weiten und Dehnen verengter Harnröhren eingesetzt.
Gebräuchliche Blasenkatheter-Arten
- Nelaton-Katheter werden wahrscheinlich am häufigsten verwendet. Dieser Katheter hat eine geschlossene, gerade verlaufende und zylindrisch abgerundete Hohlspitze mit zwei gegenüberliegenden oder vier versetzten Öffnungen. Er kann sowohl für weibliche als auch für männliche Patienten verwendet werden.
- Tiemann-Katheter besitzen eine am Ende leicht verdickte, gebogene und konisch zulaufende Hohlspitze mit nur einer Öffnung. Er eignet sich besonders zur Katheterisierung der männlichen Harnblase.
- Mercier-Katheter ähneln dem Tiemann-Katheter. Sie haben jedoch zwei versetzte Öffnungen und eine gekrümmt zulaufende Hohlspitze. Der Mercier-Katheter wird hauptsächlich für urologische Spezialuntersuchungen- und Eingriffe verwendet.
- Stöhrer-Katheter sind relativ neue Katheter. Sie haben eine flexible, konisch zulaufende Spitze mit einer kugelförmigen Verdickung am Ende. Diese Katheter lassen sich besonders gut in die Harnröhre ein- und zur Harnblase vorschieben.
Autor: Charly Kahle
Stand: 15.05.2018