Kung-Fu Schule
Die Kung-Fu Schulen sind Ganztagsschulen bzw. Internate. Nur wohlhabende Familien können es sich leisten ihre Kinder dorthin zu schicken.
Die Kung-Fu Schulen sind Ganztagsschulen bzw. Internate. Nur wohlhabende Familien können es sich leisten ihre Kinder dorthin zu schicken. Eine fundierte Kung-Fu Ausbildung hat in China oft einen höheren Stellenwert als ein Studium, eröffnen sich den Absolventen einer solchen Schule doch zahlreiche Möglichkeiten, im Sicherheitsdienst, bei der Polizei oder in der Armee zu arbeiten. Teilweise kommen die Kinder schon mit fünf oder sechs Jahren in die Schule. Von Anfang an nehmen sie an dem harten Training teil, wenn auch in etwas abgemilderter Form.
Was ist das besondere an Shaolin Kung-Fu?
Shaolin gilt als die Wiege des Kung-Fu. Ursprünglich war es nur ein kleines Kloster im Songshan-Gebirge der Provinz Henan. Die Mönche dort waren durch jahrelange Meditation körperlich sehr schwach. Im 6. Jh. n.Chr. kam Bodhidarma in dieses Kloster. Er entwickelte verschiedene Übungen und Boxtechniken, um die Leistungsfähigkeit der Mönche (körperlich wie geistig) wieder zu verbessern. Inzwischen sind die Mönche dieses Klosters weltweit bekannt für ihre Akrobatik und ihre schier unglaubliche Energiearbeit.
Wie sieht nun das Training an einer solchen Schule aus?
Morgens um 5.30 Uhr geht es los: Die Schüler (zwischen 5 und 18 Jahren) aller Kung-Fu- Schulen des jeweiligen Ortes treffen sich an einer bestimmten Tempelanlage und dann wird zwei Stunden lang gejoggt, gedehnt und gesprungen, was das Zeug hält. Liegestütz, Kniebeugen und Sprints stehen ebenfalls auf dem Programm. Es ist ein beeindruckender Anblick, wenn mehrere hundert bis tausend Schüler in Zweier- oder Viererreihen durch die Straßen joggen auf dem Weg zum Training. Erst danach gibt es Frühstück und um 9.00 Uhr beginnt der eigentliche Unterricht. Dabei werden in Gruppen von 5 bis ca. 20 Schülern verschiedene Grundbewegungen des Kung-Fu immer wiederholt und perfektioniert. Andere Gruppen arbeiten mit Waffen (Stöcke, Säbel, leichte Schwerter), manche konzentrieren sich mehr auf Stretching. Nachmittags werden dann Formen geübt. Diese Bewegungssequenzen von unterschiedlicher Dauer und Schwierigkeit werden solange wiederholt, bis sie bei jedem einzelnen sitzen. Um 17.00 Uhr endet der Unterricht und die Schüler laufen erschöpft von den Trainingsplätzen zurück zur Schule.
Wie sind die Trainingsbedingungen?
Grundsätzlich wird zu jeder Jahreszeit im Freien trainiert. Statt auf Gelenk schonendem Schwingboden wird auf gestampftem Lehmboden gekickt, gedreht und abgerollt. Die Trainingsflächen sind hart und uneben. Unmögliche Trainingsbedingungen sollte man meinen und doch ergeben sich aus dieser Situation wieder Vorteile: Der unsichere Untergrund verbessert "nebenbei" die neuromuskuläre Koordination, kräftigt die gesamte Stützmuskulatur und stabilisiert die Gelenke. Das sind Effekte, die wir von modernen Trainingsgeräten wie Beispielsweise dem Aerostep kennen. Außerdem gibt es in den Hallen keine Spiegel wie in Europa üblich. Der Unterschied im Arbeiten ohne Spiegel liegt darin, dass der Schüler gezwungen ist, aufmerksamer auf den eigenen Körper zu hören und die korrekten Bewegungsabläufe zu erfühlen.
Und was machen die angehende Kung-Fu Meister in ihrer Freizeit? Es gibt nur einen Tag in der Woche, an dem nicht trainiert wird. An diesem Tag erholen sich die meisten Kinder, manche spielen Federball, andere Basketball, wieder andere fahren in die Stadt und gehen bummeln. Und dann gibt es noch Karaoke – den asiatischen Freizeitspaß schlechthin. Die Trainer nutzen die freie Zeit, um sich selbst weiterzuentwickeln und bei ihren Lehrern zu lernen. Es gibt meist nur wenig, was einen Meister außerhalb seiner Kampfkunst interessiert.
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Stand: 21.01.2015