Ernährung bei Arthrose
Die Ernährung kann deutlich dazu beitragen, Entstehung und Fortschritt von Arthrose zu bremsen. Heilen lässt sich Arthrose weder durch Ernährung oder Medikamente. Eine frische, abwechslungsreiche und fettreduzierte Ernährung in Kombination mit körperlicher Bewegung bildet die Basis, um besser mit Arthrose zu leben.
Was ist Arthrose?
Als Arthrose bezeichnen Mediziner den übermäßigen Verschleiß von Gelenkknorpel. Dabei unterscheiden sie stumme und aktivierte Arthrose.
- Stumme Arthrose ist das kaum spürbare Anfangsstadium. Sie beginnt häufig bereits um das 35. Lebensjahr. Im weiteren Verlauf - gehäuft ab dem 60. Lebensjahr - kommt es mitunter zu Schmerzen, die sich vor allem als Anlaufschmerzen (bei Beginn einer Bewegung) oder Belastungsschmerzen (bei Belastung eines Gelenks) äußern.
- Aktivierte Arthrose nennen Mediziner einen Gelenkverschleiß, bei dem es zu mehr oder weniger starken Entzündungsschüben kommt. Die Entzündungsschübe gehen oft mit einer stark eingeschränkten Beweglichkeit der Gelenke und Spannungsgefühlen einher. Mitunter versteifen und verformen sich die Gelenke.
Ausführliche Informationen über Arthrose
Ein verlorener Gelenkknorpel ist unwiederbringlich verloren. Er kann sich nicht neu bilden. Weitere Informationen über Symptome, Ursachen und Behandlung von übermäßigem Gelenkverschleiß finden Sie im Krankheitsbild Arthrose.
Grundlagen der Ernährung bei Arthrose
Die Grundlagen der gesunden Ernährung bei Arthrose und zur Vorbeugung von übermäßigem Knorpelverschleiß lassen sich leicht zusammenfassen. Wenn Sie sehr abwechslungsreich und fleischarm essen sowie industrielle Fertigprodukte durch frische Lebensmittel ersetzen, dann machen Sie schon sehr viel richtig. Denn auf diese Weise versorgen Sie den Organismus mit einer Vielzahl von Nährstoffen. Diese Vielfalt bringt es nahezu zwangsläufig mit sich, dass Sie den noch vorhandenen Knorpel mit allem Wichtigen versorgen. Nahrungsergänzungsmittel sind nach übereinstimmender Meinung der medizinischen Forschung nicht sinnvoll. Sie können vielmehr sogar schaden. Mehr dazu weiter unten.
Übergewicht vermeiden und abbauen
Zugleich ist eine frische und abwechslungsreiche Ernährung eine sehr gute Basis dafür, Übergewicht zu vermeiden bzw. dafür, überflüssige Pfunde loszuwerden. Die Reduzierung von Übergewicht gehört zu den Grundlagen der Ernährung bei Arthrose, weil jedes Kilo zu viel die Gelenke unnötig belastet. Außerdem besteht in der Medizin mittlerweile kein Zweifel mehr daran, dass Fettzellen Botenstoffe freisetzen, die Entzündungen fördern. Daher erhöht Übergewicht das Risiko, dass eine stumme Arthrose in eine aktivierte Arthrose mit deutlich belastenderer Symptomatik übergeht.
Entzündungsprozesse durch Lebensmittel hemmen
Die Ernährung kann Entzündungen fördern oder hemmen. Das hängt von der Auswahl der Lebensmittel ab. Im Beitrag Ernährung bei rheumatoider Arthritis finden Sie ausführliche Informationen dazu, welche entzündungshemmenden Lebensmittel Sie bevorzugen und welche entzündungsfördernden Lebensmittel Sie meiden sollten.
Lebensmittelempfehlungen für Ernährung bei Arthrose
Ernährungsmediziner empfehlen zur Vorbeugung beziehungsweise Behandlung von Arthrose eine ballaststoffreiche Ernährung mit besonders viel Obst und Gemüse. Fleisch und Wurstwaren sollten demnach nur selten auf dem Speiseplan stehen. Milch und Milchprodukte sowie Kaltwasserfische hingegen sollten feste Bestandteile der Arthrose-Diät sein.
Empfehlenswerte Lebensmittel bei Arthrose
Nach Angaben der NDR-Ernährungsdocs sind besonders empfehlenswert:
- Brot, Getreide und Beilagen (2 handtellergroße Portionen/Tag): Vollkornbrot; Haferflocken, Müsli ohne Zucker; Vollkornnudeln, Vollkornreis, Pellkartoffeln
- Obst (1-2 Handvoll/Tag): alle zuckerarmen Obstsorten; in Maßen zuckerreiche Sorten wie Ananas, Banane, Birne Honigmelone, Kaki (Sharon), Mango, Süßkirsche und Weintrauben
- Gemüse (3 mal 2 Handvoll/Tag): alle Salatsorten, vorzugsweise mit Bitterstoffen (Chicorée, Löwenzahn), alle Kohlarten, Artischocken, Fenchel, Gurke, Hülsenfrüchte, Kohlrabi, Möhren, Radieschen, Sauerkraut, Spargel, Spinat, Zucchini und alle Pilzarten sowie Kräuter
- Fette und Öle (2 EL/Tag): Chia-Öl, Hanföl, Leinöl, Olivenöl, Rapsöl, Walnussöl, Weizenkeimöl; wenig Butter; zum Braten: Kokosöl
- Fisch und Meeresfrüchte (2 Portionen/Woche): Aal, Forelle, Heilbutt, Hering, Kabeljau, Karpfen, Lachs, Makrele, Sardine/Sardellen, Scholle, Seezunge, Steinbutt; Schalentiere wie Flusskrebs, Garnele, Hummer, Krabben, Shrimps
- Wurstwaren und Fleisch (1 bis 2 Portionen/Woche, bis je 100 g Rohgewicht): Putenbrustaufschnitt, Hühnerfleisch; seltener: Rinderfilet, Kalbfleisch, Wild; Corned Beef
- Eier: max 2 bis 3 Woche,
- Milch und Milchprodukte, Käse in Maßen (bis 300 ml tägl.): Milch 1,5 % Fett, Buttermilch, Speisequark bis 20 % Fett, Naturjoghurt 1,5 % Fett; Harzer Käse, körniger Frischkäse; selten: Sahne, saure Sahne, Crème fraîche; Käse bis 45 %: Schnittkäse, Weichkäse, Feta, Mozzarella, Frischkäse
- Nüsse und Samen (ca. 1 Handvoll/Tag): Chia-Samen; Cashewnüsse, Haselnüsse, Kürbiskerne, Leinsamen, Macadamianüsse, Mandeln, Pinienkerne, Walnüsse; in Maßen: Sonnenblumenkerne
- Snacks und Knabberkram: selten Zartbitterschokolade ab 70 Prozent Kakaoanteil.
- Getränke (ca. 2 Liter/Tag): Wasser, ungezuckerter Tee, besonders grüner Tee und Kräutertee; bis zu drei Tassen Kaffee ohne Milch.
Nicht empfehlenswerte Lebensmittel bei Arthrose
Nach Angaben der NDR-Ernährungsdocs sollten Sie diese Lebensmittel bei Arthrose besser meiden:
- Brot, Getreide und Beilagen: Croissant, Knäckebrot, Laugengebäck, Milchbrötchen, Toastbrot, Weißbrot, Weizenbrötchen, Zwieback; geschälter Reis, Hartweizennudeln, Kartoffelbrei, Kartoffelpuffer, Kroketten, Pfannkuchen, Pommes
- Obst: gezuckerte Obstkonserven, kandiertes Trockenobst und Obstmus
- Gemüse: Gemüsemischungen mit Butter oder Sahne nur selten verwenden
- Fette und Öle: Distelöl, Gänseschmalz, Mayonnaise, Palmfett, Schweineschmalz, Sonnenblumenöl
- Fisch und Meeresfrüchte: in Mayonnaise oder Sahne eingelegter Fisch, panierter Fisch
- Wurstwaren und Fleisch: alle Wurstwaren außer Putenbrust- und Hühnerfleisch; generell kein Schweinefleisch (wegen des hohen Gehalts an Arachidonsäure)
- Eier: max. 2 bis 3 Woche
- Milch und Milchprodukte: keine gesüßten Fertigprodukte wie Fruchtbuttermilch, Fruchtjoghurt, Fruchtquark, Milchreis, Kakaozubereitungen, Pudding
- Nüsse und Samen: keine Erdnüsse und gesalzenen Nüsse
- Snacks und Knabberkram: keine Süßigkeiten wie Chips, Eiscreme, Salzgebäck, süße Backwaren, süße Milchprodukte
- Getränke (ca. 2 Liter/Tag): keine Fruchtsäfte, Softdrinks, Sojadrinks oder Milchmixgetränke
Nahrungsergänzungsmittel gegen Arthrose
Nahrungsergänzungsmittel gegen Arthrose sind nach Einschätzung der meisten Experten nicht sinnvoll, mitunter sogar gefährlich. Nichtsdestotrotz sind sie für die Hersteller ein sehr gutes Geschäft. Nach Angaben des Gesundheitsdienstleisters IMS Health geben die Deutschen jährlich gut 100 Millionen Euro für vermeintliche Knorpelschutzmittel (sogenannte Chondroprotektiva) aus.
Kein Nachweis der Wirkung von Chondroitin, Glucosamin oder Hyaluronsäure
Rezeptfreie Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel gegen Arthrose enthalten vor allem Substanzen wie Chondroitin, Glucosamin oder Hyaluronsäure. Das Versprechen der Werbung: Die Chondroprotektiva sollen den Knorpel stärken und schützen. Leider handelt es sich dabei nach übereinstimmender Meinung seriöser Experten um ein leeres Versprechen.
Chondroitinsulfat und Glucosamin sind zwar wichtige Akteure im Knorpelstoffwechsel. Nach der Einnahme gelangen sie aber gar nicht bis in die Gelenke, sondern werden vielmehr im Magen-Darm-Trakt zerstört. Chondroprotektiva sind den bislang vorliegenden unabhängigen Studien zufolge nicht wirksamer als wirkstofffreie Produkte (Placebos). Das bestätigte beispielsweise die amerikanische GAIT-Studie (Glucosamine-Chondroitin Arthritis Intervention Trial, siehe Quellen) aus dem Jahr 2010. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stellte 2009 fest, dass es keinen positiven Effekt von Glucosamin allein oder in Kombination mit Chondroitinsulfat auf den Erhalt von Gelenken geben würde.
Gefährliche Wechselwirkungen von Glucosamin
Vielmehr warnt die ESA gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (siehe Quellen) vor gefährlichen Wechselwirkungen. Demnach können glucosaminhaltige Arzneien und Nahrungsergänzungsmittel die Wirkung von blutgerinnungshemmenden Medikamenten aus der Gruppe der Cumarin-Antikoagulantien verstärken und im schlimmsten Fall sogar Hirnblutungen verursachen.
Ein anderes Beispiel für unerwünschte Wirkungen von Präparaten mit Glucosamin oder Chondroitin sind allergische Reaktionen. Viele dieser Präparate werden aus Schalentieren oder Fischeiweißen gewonnen und können allergische Reaktionen bis hin zu einem anaphylaktischen Schock auslösen.
Besser keine Vitamin- und Mineralstoffpräparate gegen Arthrose
Es gibt eine große Zahl von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitaminen und Mineralstoffen oder Spurenelementen, von denen die Hersteller behaupten, sie würden die Gelenke und den Knorpel schützen. Häufige Inhaltsstoffe sind beispielsweise die Vitamine A, C und E oder Selen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat viele der Nahrungsergänzungsmittel untersucht. Das Ergebnis: Es gibt demnach keinen positiven Effekt auf Gelenke und Knorpel (siehe Quellen). Außerdem gehen viele Dosierungen weit über die empfohlenen Maximalwerte für die Aufnahme hinaus. Daraus ergeben sich wiederum erhöhte Risiken für Wechselwirkungen mit Medikamenten oder andere Komplikationen.
Ernährung bei anderen rheumatischen Erkrankungen
Die Empfehlungen zur Ernährung bei Arthrose lassen sich in großen Teilen auch auf andere rheumatische Erkrankungen übertragen. Allerdings profitieren Sie bei Erkrankungen wie Gicht oder rheumatoider Arthritis noch mehr, wenn Sie den spezifischen Ernährungsempfehlungen folgen, die in den folgenden Beiträgen zusammengefasst sind:
Autor: Charly Kahle
Stand: 17.12.2020
- Marktcheck der Verbraucherzentralen: Das Geschäft mit den Gelenken
- National Center for Complementary and Integrative Health (NIH)
- Studie: Glucosamine/Chondroitin Arthritis Intervention Trial (GAIT)
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Glucosamin in Nahrungsergänzungsmitteln: Riskant auch für Patienten, die Cumarin-Antikoagulanzien einnehmen
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: DGE-Fachinformation Rheuma-Diät